Haben E-Mountainbiker am Berg nichts verloren?

Der Deutsche Alpenverein hat im November 2018 in seiner Hauptversammlung beschlossen, sich kritisch gegen E-Mountainbiker am Berg zu zeigen. Bei einer Abstimmung stimmten 71 % der Mitglieder dafür, das Aufladen von Akkus auf den Deutschen Alpenvereinshütten zu untersagen.

Ist dieser Beschluss überspitzt oder besteht wirklich ein so großes Problem mit E-Mountainbikern, dass es zu solch einem rigorosen Beschluss kommen muss?

Fakt ist, dass es immer mehr E-Mountainbikes gibt, der Trend ist ungebrochen und es werden in den nächsten Jahren auch noch viele Menschen dazukommen, die sich ein elektrifiziertes Mountainbike kaufen oder ausleihen und damit die Berge erklimmen.

Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Gesundheitliche Einschränkungen oder fortschreitendes Alter machen es unmöglich, weiter mit einem Mountainbike ohne Antrieb Bergtouren zu unternehmen
  • Mit einem E-Mountainbike sind Touren und damit Erlebnisse möglich, die mit einem Mountainbike ohne Antrieb nie machbar wären – damit stehen auch Menschen, die nicht ganz so fit sind die Berge offen und diese bekommen dadurch Weitsicht und schöne Erlebnisse, die sie im Alltag beflügeln
  • Das Fahren von Bikern in Gruppen mit unterschiedlichem Leistungsniveau macht wieder Spaß, wenn schwächere Mitglieder der Gruppe motorisiert fahren können – das bringt Menschen zusammen und fördert soziale Bindungen
  • Menschen fahren auch aus ökologischen Gründen E-Bike, die Natur wird schon bei der Anfahrt zum Berg, die sonst vielleicht mit dem Auto erfolgen würde, nicht belastet, man erspart sich die Parkplatzsuche und zudem die oft horrenden Parkplatzgebühren
  • Erfahrungsgemäß nutzen E-Mountainbiker das Bike wesentlich öfter, als Mountainbiker ohne Motor, so wird die Gesundheit gefördert, Bewegung in der Natur macht Freude und viele ersetzen wirklich das Auto durch das E-Mountainbike, um entspannt ans Ziel zu kommen.
  • Und natürlich gibt es noch viele individuelle Gründe mehr, das E-Mountainbike zu nutzen

Zugleich gibt es viele Vorurteile gegen E-Mountainbiker, wie z.B. E-Mountainbiker sind faul, E-Mountainbiker machen die Wege kaputt und sind rücksichtslos und natürlich – E-Mountainbiker gehören nicht in die Berge!

Doch was ist nun dran an diesen Vorurteilen?

Viele Menschen denken, dass E-Biker faul sind, weil sie nicht treten müssen. Mit diesem Vorurteil ist ganz leicht aufzuräumen, denn ein E-Bike ist kein Moped, nur wenn der Fahrer in die Pedale tritt, bewegt sich das E-Bike vorwärts, der Antrieb ist lediglich eine Unterstützung zusätzlich zur körpereigenen Leistung.

E-Mountainbiker sind rücksichtslos – oder gehören schon gar nicht in die Berge, was ist mit diesen Vorurteilen?

Das Verhalten von E-Moutainbikern ist nicht vom gefahrenen Rad, ob mit oder ohne Antrieb abhängig, sondern vom Charakter des Fahrers oder der Fahrerin. Es stimmt, dass E-Mountainbiker am Berg Routen fahren können, die sie mit einem Mountainbike ohne Antrieb nicht schaffen würden. Darum ist es besonders wichtig, das E-Bike gut zu beherrschen und vielleicht sogar ein Fahrsicherheitstraining oder Techniktraining zu absolvieren. Denn nichts ist schlimmer, als am Berg zu stehen und dann nicht mehr zu wissen, wie man herunter kommt, weil man die Strecke, die man mit dem E-Mountainbike hoch gefahren ist, nicht mehr hinunter zu fahren wagt. Der E-Mountainbiker möchte, wie auch der Biker ohne Antrieb, einfach nur die Landschaft genießen, ein schönes Erlebnis am Berg haben oder sich einfach in der frischen Luft aufhalten. Dieses Recht steht jedem Menschen zu egal, ob Radfahrer, Wanderer oder E-Mountainbiker.

Doch wie lässt sich nun ein gutes Miteinander auf dem Berg verwirklichen?

Das Wichtigste ist, dass alle, die sich am Berg bewegen, zueinander rücksichtsvoll sind. Dafür sollte man Acht geben auf allen anderen, die am Berg wandern und Rad fahren, genauso wie auf Kühe, Pferde oder Schafe, die auf der Alm weiden und natürlich auch alle Wildtiere, für die der Berg ihr natürlicher Lebensraum ist. Darum ist es auch besonders wichtig, auf den Wegen zu bleiben, Gattern wieder zu schließen, die geschlossen waren und auch Abfälle wieder mit zu nehmen.

Aber sind das wirklich Richtlinien, die nur für E-Mountainbiker gelten, oder zählt das einfach zum Hausverstand?

Diese Frage können wir heute nicht klären, aber unsere Meinung ist, dass ein Miteinander nur möglich ist, wenn alle rücksichtsvoll miteinander umgehen. Seien es Radfahrer, Wanderer oder E-Mountainbiker….